Podcast Folge #32

Über die gewaltfreie Kommunikation und deine innere Haltung.

Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist ein Handlungskonzept, das von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Rosenberg hat an der University of Wisconsin–Madison in klinischer Psychologie promoviert.

Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation entstand aus Rosenbergs Auseinandersetzung mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960er Jahren. Er half dabei, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf friedvollem Wege rückgängig zu machen. Als er mit zunehmendem Erfolg mehr Menschen traf, die ihn auch finanziell unterstützen wollten, gründete er (zunächst aus steuerlichen Gründen) die Non-Profit-Organisation „The Center for Nonviolent Communication (CNVC)“.

4 Schritte zur Gewaltfreien Kommunikation

Die vier Schritte der GFK sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte. Alle vier sind Handlungsanweisungen, die du in der Formulierung deiner Gedanken nutzen solltest um deinem Gegenüber deine Bedenken, deine Beobachtung oder auch dein Unwohlsein mitzuteilen:

1. BEOBACHTUNG

Zuerst geht es, darum zu beobachten, was das Gegenüber konkret tut oder auch nicht tut (Handlung/ Unterlassung). Diese Beobachtung teilst du mit, ohne dabei schon zu interpretieren oder in eine Bewertung zu gehen. Dies ist schon ein schwieriger erster Schritt, denn gerade in Konflikten, sind wir schnell mit unseren Gefühlen der Enttäuschung oder Wut beschäftigt. So könntest du sagen: "Heute warst du bei unserer gemeinsamen Präsentation nicht anwesend." statt “Ich habe dich heute bei unserer gemeinsamen und sehr wichtigen Präsentation vor der Geschäftsführung wirklich vermisst.”.

2. GEFÜHL

Nach der Beschreibung, was du an Handlung oder Unterlassung beobachtet hast, geht es an dein Gefühl. Denn jede Beobachtung löst ein Gefühl aus, das auch in deinem Körper wahrnehmbar ist. Erfahrene GfK'ler können sehr genau beschreiben, was sie fühlen. Es geht nicht um alles, was du fühlst, sondern um die vorherrschende Emotion. Je öfter du diesen Schritt übst, desto besser wirst du darin, dein Gefühl auf den Punkt zu bringen. Beispiel “Ich war enttäuscht, dass du nicht da warst heute." statt "Ich fühlte mich im Stich gelassen und war wirklich sauer auf dich, so was macht man einfach nicht!”

3. BEDÜRFNIS

Wenn ein Gefühl da ist, insbesondere bei einem unangenehmen Gefühl, kommt auch schnell der Wunsch dieses zu verändern. Dieses Bedürfnis nach Harmonie, Frieden und Entspannung ist es, was du in Schritt drei findest und formulierst. Auch hier gilt wieder, mache einen Schritt nach dem anderen und sprich einfach nur aus, welches Bedürfnis du spürst. Beispiel: “Ich sehne mich nach mehr Sicherheit in schwierigen Situationen.” statt “Ich war echt frustriert und brauche dich einfach, wenn du schon den Termin zusagst und es so wichtig ist.”

4. BITTE

Jetzt ist es Zeit für eine Bitte an dein Gegenüber. Auch hier geht es um eine achtsame Formulierung. Am erfolgversprechendsten sind laut Rosenberg positive Bitten im Hier und Jetzt, statt leuchtender Wünsche für eine nicht greifbare Zukunft. Beispiel: “Ich möchte dich bitten, mir Bescheid zu sagen, wenn du einen Termin nicht wahrnehmen kannst.” statt “Ich bitte dich, mich ernst zu nehmen und anstatt mich im Stich zu lassen, deiner Verantwortung hier wirklich gerecht zu werden!

Folgender Satz sollte dir eine gute Idee geben, wie du die Gewaltfreie Kommunikation zusammenfassen kannst: „Wenn ich A sehe, dann fühle ich B, weil ich C brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne D.“

Die innere Haltung

Wir sind nicht immer gleich mitfühlend und verständnisvoll gegenüber anderen. Oft verlieren wir diese bei bestimmten Triggerpunkten. Menschen können so etwas schnell auslösen, wenn man selbst gerade schlecht drauf, schläfrig oder beschäftigt ist. Die innere Haltung ist also ein wichtiger zusätzlicher Aspekt, die zur Gewaltfreien Kommunikation gehört.

Carl Rogers, einer der wichtigsten Vertreter der humanistischen Psychologie (und übrigens einer der Lehrer von Marshall Rosenberg) wies als einer der ersten Psychologen darauf hin, dass die Persönlichkeit und Haltung der wichtigste Faktor für ein gutes Gespräch (und auch für den Erfolg einer Therapie) ist.

Rogers sah jedoch bereits die Gefahr voraus, dass versucht wird, aus der Haltung auch wieder eine Technik zu machen, die antrainiert werden kann. Haltung muss, nach Rogers, als ein "sense of being" ("Wesensart”) verstanden werden und diese kann man sich nicht einfach aneignen wie eine Methode, daran muss man arbeiten. Insofern entwickelt sich ein wechselseitiges Spiel zwischen deiner inneren Haltung und Gewaltfreier Kommunikation. Mittels der GfK lässt sich die innere Haltung reflektieren. Wie einfach fällt uns die klare und verständnisvolle Kommunikation mit unserem Gegenüber? Was hält uns ab?

Das Rosenberg-Modell ist eine Methode der Selbstreflexion, die uns hilft an unserer Haltung zu arbeiten, indem wir verstehen, wann und warum wir unsere mitfühlende Haltung verlieren.