Podcast Folge #33

Working Out Loud und Community-Building mit Katharina Krentz

Im folgenden Artikel sind so viele Themen für dich enthalten, dass ich mir einen anderen Weg gesucht habe diesen darzustellen. Ich möchte dir im ersten Teil durch die beindruckende Biografie von Katharina Krentz erzählen und den zweiten Teil für ihr Steckenpferd “Working Out Loud” nutzen.

Der Wert, den diese chronisch einfache Methode für Teams und Netzwerke haben kann, führte zu einem regelrechten Hype im Community-Building und der HR vieler Unternehmen. Was ist geblieben und wie kannst du WOL für dich in deinem Unternehmen anwenden, erkläre ich mit Katharinas Hilfe.

Die zweite Geige ist manchmal die lauteste.

Seit 2005 arbeitet Katharina Krentz bei Bosch. Während andere nicht schnell genug aufsteigen können, wählt sie ganz bewusst die zweite Reihe. Ihr damaliger Traumjob? Assistentin. Das klingt erstmal, wenn man die Beraterin, Speakerin und Digitale Transformatorin heute sprechen hört, erstmal völlig überraschend. Für sie ist es jedoch ein Stein, der ins Rollen kommen musste. Als Assistentin musste sie sich dann schon früh den Vorurteilen anderer stellen. Siehst du den Menschen hinter seiner Aufgabe, Funktion und Rolle oder ist die Jobbezeichnung auch Teil einer Charaktereigenschaft? Katharina würde auf diese Frage klar mit Nein antworten.

“Wir schreiben alle seit Jahren auf unsere Folien: “Der Mensch steht im Mittelpunkt.” Wir meinen das alle ernst. Aber wie mache ich das eigentlich? Menschen definieren sich halt oft durch ihre Aufgabe, Funktion und Rolle. Vergessen wir die Person da hinter nicht?”

Der Weg als Assistentin bei Bosch wird dann unterbrochen. Irgendwas fehlt, ihr Wissen ist für die zweite Reihe viel zu breit. Der Schritt einen Vortrag selbst als Expertin vor den Vorständen zu halten und damit sich selbst und ihre Themen zu präsentieren, leitet eine innere Wende ein.
Sie beginnt sich mit Communities und Weiterbildungen auseinander zu setzen. Begleitet zwei Jahre lang den Fertigungsbereich, sie baut Zertifizierungen auf und etabliert den Beruf der Community Managerin in einem sich transformierenden Unternehmen. Ihre Fragen werden nämlich wichtig für einen Konzern, der in einem dynamischen Markt ständig im Wettbewerb mit jüngeren und schnelleren Unternehme steht: Wie lernt eigentlich so ein Mensch im Unternehmen? Wie kommt er weiter? Was kann die Unternehmenskultur leisten?

2012 entdeckt sie dann, inmitten dieser spannenden Phase, Working Out Loud. Es gab kein Buch, keine vorgefertigte Methode, sondern einen profanen Blog vom Gründer John Stepper. Und Katharinas Leidenschaft Lösungen zu finden.

Doch wie bringt man einem 130-jährigen Unternehmen mit einem Umsatz von 78 Milliarden und 410.000 Mitarbeiter*innen eigentlich etwas Neues bei? Ein erster Use Case wird entwickelt und mit der Einführung des Social Intranet Bosch Connect wird Working Out Loud als Methode für die Kolleg*innen greifbar. Das Problem? Keinen interessiert’s. Ihr Kampfgeist wird geweckt.

“Kultur ist die Musik nach der alle tanzen, aber die keiner hört. Ich bin sehr gut darin Glaubenssätze dieser Kultur aufzubrechen. Man braucht nur die richtigen Menschen, die entscheiden und mitmachen und diese Chance hat jeder. Diese Grenzen im Kopf und auf dem Papier - die gilt es aufzuzeigen.”

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Den Schritt nach vorne wagen

Themen lassen sich nur voranbringen, wenn man sich zutraut auch einmal in der ersten Reihe zu stehen. In der Überzeugung, dass WOL ein Unternehmen und die Menschen darin bereichern wird, arbeitet Katharina also mit John Stepper die Guides des Programms weiter aus: sie bildet sich selbst zur Expertin weiter und lässt nicht ab. Trotz dem immer noch kein Wunsch existiert eine Bühne zu betreten, etabliert sie eine Methode, die aus heutiger Sicht ein absolut schlagender Erfolg war. Aus Überzeugung Menschen damit in der Weiterentwicklung zu helfen, transformiert sie ein Unternehmen wie die Bosch Gruppe aus eigenem Antrieb.

“Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis am Größten.”

Nach heutigem Stand arbeiten 5.700 Mitarbeiter*innen bei Bosch nun mit den Methoden des Working Out Loud. Katharina wird als Keynote-Speakerin auf Bühnen gebucht und bringt (ungewollt) ihren eigenen Fanblock gleich mit. Welche Dinge kann sie jetzt eigentlich noch erreichen, frage ich sie?

Die große Aufgabe: die Messbarkeit des neuen Arbeitens

Genauso wie sich Mehrwert für die Menschen schafft, muss sich auch der Mehrwert für das Unternehmen kalkulieren lassen - jedenfalls lautet so die klassische Antwort. Wie lassen sich also diese neuen Techniken in messbare KPIs überführen? Welche Parameter kennen wir noch außerhalb der konventionellen Produktivität der Arbeitskräfte? Auch hier treffen spannende Mindsets aufeinander: können wir mithilfe von Zahlen den Wert ausdrücken oder benötigen wir etwa ganz neue Tabellen? Überzeugungsarbeit bei Geldgebern zu leisten, heißt oft diese Frage gestellt zu bekommen. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache wird Bosch sich in den nächsten Jahren dieser großen Aufgabe widmen.

Ganz ihrer Passion folgend wird Katharina Krentz nun eigene Wege gehen und macht sich bereit den Staffelstab im Team abzugeben. Katharina Krentz ist eine der 13 Working Out Loud Certified Coaches und bringt als Unternehmerin, Speakerin und inspirierende Persönlichkeit New Work in die Welt.

Was ist Working Out Loud und wie funktioniert es?

“Unterkomplex.” So lautet oft das Feedback von Personen, die das erste Mal mit WOL konfrontiert werden. Bei all den Methoden, Werkzeugen und Kursen klingt das doch schonmal vielversprechend, oder?  Ich möchte dir kurz die wichtigsten Merkmale von WOL vorstellen, so dass du dir deine eigene Meinung bilden kannst.

  • Bilde ein Team von 4-5 Personen.
  • Suche dir ein individuelles Ziel.
  • Über 12 Wochen trefft ihr euch 1h/Woche.
  • Folge den Übungen des Lehrplans.
  • Hlft euch gegenseitig und habt Spaß.
  • Halte die Vertraulichkeit ein.

Die Schritte sind, entgegen vielen anderen Tools, einfach gehalten. Es geht im Kern um hilfreiche Beziehungen zwischen Menschen, die sich vielleicht niemals kennengelernt hätten, entstehen zu lassen, sich etwas beizubringen und dabei Feedback zu erhalten. Working Out Loud wird mittlerweile von führenden Konzernen, wie Daimler und Merck, regelmäßig durchgeführt und ist Teil einer internationalen Unternehmenskultur in über 60 Ländern und Hunderten von Firmen.