WOCHE 7: ÜBUNG UND VIDEO

Deine Verführungen

Wer sich auf die Suche nach den eigenen Karrierekräften macht, diese sogar findet und sich bemüht, den dahinter liegenden Interessen und Fähigkeiten zu folgen und diese zu stärken, steht wieder vor Herausforderungen. Denn auch im Besitz von Karrierekräften scheinen wir nicht frei zu sein von Zweifeln

Leider hilft es uns nicht, nur zu wissen, was wir tun wollen und warum. Es scheint fast so, als besäßen wir die geheimnisvolle Kraft, unseren Interessen und Fähigkeiten gerade nicht zu folgen, selbst wenn wir davon wissen und daran arbeiten. Woran mag das liegen?

Von inneren und äußeren Dialogen

Das Ablegen der inneren Zweifel und Ängste, um uns auf die Reise zu machen und der Prozess des Freilegens der eigenen Karrierekräfte sind leider nur die ersten beiden Schritte auf dem Weg, Karriereheld*in zu werden. Denn sobald wir einen Teil der Kräfte in den Händen halten, die uns die Kraft zu Veränderungen geben, verstärken sich auch wieder unsere inneren Zweifel und Dialoge.
 
Einige dieser inneren Dialoge sind gar nicht unsere eigenen. Denn innere Stimmen waren früher einmal äußere Stimmen. Gerade in unserer Kindheit waren wir empfänglich für die warnenden Worte unserer Eltern. Diese Empfänglichkeit kann sich auch in späteren Jahren noch fortsetzen. Familienmitglieder sind leider keine guten Karriereratgeber*innen.

Aber die Liebe unserer Eltern, die uns manchmal heute noch im Bann hält, ist es nicht allein, die uns aufhält, sondern unsere Auseinandersetzung damit. Doch das New Work Journal ist keine Psychoanalyse. Es geht mir nicht darum Traumata aus der Kindheit mit dir aufzuarbeiten. (Auch wenn unsere New Work Heroes Coaches erfahren und ausgebildet sind, gehen wir nie in tiefliegende, psychologische Prozesse. Wir sind keine Therapeut*innen und arbeiten nicht therapeutisch. Wenn du in Behandlung bist oder Medikamente nimmst, sprich bitte mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten, falls die Arbeit mit dem New Work Adventure dich triggert.) Auch weil es letztlich unsere Entscheidung als erwachsener Mensch ist, Frieden zu schließen mit dem Ringen zwischen elterlicher Liebe und der eigenen Unabhängigkeit.

An dieser Stelle möchte ich diese perfiden, äußere Stimmen zu Wort kommen lassen. Stimmen, die uns in Abhängigkeiten locken und uns falsche Ziele verfolgen lassen. Diese Stimmen gehören zu den falschen Karriereheld*innen. Sie sind gekleidet in edlem Zwirn, ausgestattet mit teuren Statussymbolen oder können auch ganz anders und fliegen von Traumstrand zu Traumstrand um in Ashrams an Yoga-Retreats teilzunehmen. Die Stimmen der falschen Karriereheld*innen bedienen sich den sogenannten Erwartungen der Gesellschaft an uns. Sie übersteigern gängige Karrierebilder und vermeintlich erstrebenswerte Tugenden. So kommt es, dass wir mitten auf dem Weg zu unserer Karrierekraft abkommen und den Versprechungen der falschen Karriereheld*innen auf den Leim gehen. Im folgende Coachingvideo gebe ich dir dazu anschauliche Beispiele:

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Die falschen Karriereheld*innen

Doch wie findet man seinen eigenen Ausdruck? Vielleicht hilft dir das Spiel mit der dunklen Seite? Wo Karriereheld*innen sind, gibt es natürlich auch die Gegenspieler*innen, die Vorhut des Widerstands, dem du im Endkampf des nächsten Kapitels begegnest. Für die folgende Übung werden dir diese falschen Karriereheld*innen vorgestellt. Während du die Beschreibungen liest, stell dir schon einmal die Frage, ob du bereits der Anziehung dieser Bösewichter unterlagst oder verfallen könntest?

Karrierist*innen

Karrierist*innen richten ihre beruflichen Aktivitäten komplett danach aus, welche Position sie innehaben und wie viel Gehalt sie verdienen. Dabei ist es Karrierist*innen wichtig, dass sie zu den besten gehören und Auszeichnungen, wie Gehaltserhöhungen und Beförderungen, überdurchschnittlich schnell erreichen. Denn Karrierist*innen legen viel Wert auf ihr Ansehen. Menschen, die sie treffen, sollen sie nicht aufhalten, sondern weiterbringen.

So sind Karrierist*innen

Jedes Mal, wenn sich eine Chance für Karrierist*innen bietet, die eigene Position im Job zu stärken, wird diese ohne Rücksicht auf andere auch wahrgenommen. Karrierist*innen entschuldigen ein solches Verhalten mit dem Verweis auf gesunden Egoismus. Am Ende zählt was hinten rauskommt. Besonders beliebt bei Karrierist*innen: Aufstieg durch Wechsel. Warum auf eine Position warten oder lange hinarbeiten, wenn man durch einen Wechsel zur Konkurrenz mehr Geld und Ansehen genießt?

Karrieristen-Hashtags

#Prestige
#Ansehen
#Titeljagd

Arbeitsfragen:

  1. Wo bewerte ich andere nur aufgrund ihrer beruflichen Position?
  2. Habe ich schon Tätigkeiten angenommen, die ich fürchterlich fand, nur um mit der Karriere voranzukommen?
Self-Made-Millionaires

Diese falschen Karriereheld*innen leben den Mythos des*der fleißigen Tellerwäschers*in, der*die zum*r Millionär*in aufsteigt. Self-Made-Millionaires nutzen jede Chance, um zu schnellem Erfolg und zu viel Geld zu kommen. Sie sind Verführer*innen, die mit Statussymbolen prahlen und andere glauben lassen, dass schneller Erfolg durch harte Arbeit und ihre Hilfe erreicht werden kann.

So sind Self-Made-Millionaires

Die Self-Made-Millionaires sitzen einem großen Irrglauben auf. Sie denken, dass die beiden Gegensätze Geschwindigkeit und Erfolg zusammengehören. Das wirkt auf alle umstehenden Menschen wie ein Wunder, aber in Wirklichkeit ist es eine Lüge. Denn niemals, wirklich niemals, schafft man schnelle Erfolge nachhaltig zu erreichen ohne dabei auch auf Kosten anderer zu wirtschaften, Gesetze zu biegen oder zu brechen und sich so schuldig zu machen. Uns begegnen diese Widersacher*innen oftmals, wenn uns die Geduld fehlt konstant auf die Erreichbarkeit eines langfristigen Zieles hinzuarbeiten.

Self-Made-Millionaires-Hashtags

#schnelles-Geld
#Reichtum
#Erfolgsjagd

Arbeitsfragen:

  1. Wo bin ich dem Glauben verhaftet, dass ich schnell zu Geld, Erfolg, Ruhm komme?
  2. Wann glaube ich, dass Status, Reichtum und Anerkennung wichtiger sind, als im Einklang mit meinen eigenen Fähigkeiten zu sein?
Workaholics

Dies sind die Arbeitssüchtigen, die scheinbar hochproduktiven Leistungsträger*innen, die noch um 22:00 Uhr und am Wochenende im Büro sitzen oder dort übernachten. Es sind diejenigen, die ihre Kolleg*innen, die um 17:30 Uhr Feierabend machen, fragen: “Na, nimmste dir ‘nen halben Tag frei?” Workaholics respektieren ihre Grenzen der Leistungsfähigkeit nicht und schaden so allen Beteiligten.

So sind Workaholics

Workaholics sind die tragischen Held*innen des Büros, die sich scheinbar aufopferungsvoll um alles kümmern. Ohne sie würde quasi das Fundament der Firma einstürzen – so denken sie jedenfalls. Dass diese Art der künstlichen Abhängigkeit weder nachhaltig noch besonders klug ist, fällt Workaholics in ihrem scheinbaren Heldenakt nicht auf. Schlimmer noch, ihre Art des Arbeitens wirkt ansteckend. Somit zerstören Workaholics letztlich nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die von ihren Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen.

Workaholics-Hashtags

#Ausbeutung
#Burnout
#Grenzenlosigkeit

Arbeitsfragen:

  1. Wo beute ich mich aus und bin der Meinung, dass übermäßiger Eifer sein muss?
  2. Wann bestrafe ich mich selbst für mangelnde Aktivität und Erfolg?
Eskapist*innen

Diese falschen Karriereheld*innen treten die Flucht nach vorne an. Sie sagen sich von allen Zwängen ihrer früheren Arbeitswelt los und hoffen auf Erlösung in einer besseren Wirklichkeit. Eskapist*innen brechen mit allen Brücken und den Menschen aus ihrem alten Berufsleben. Doch die Flucht verlagert ihre Probleme nur kurzfristig. Sollten sie später einmal zurückkehren wollen oder sogar müssen, stehen sie oft vor einem Scherbenhaufen ihrer Berufslebens und finden selten wieder den notwendigen Anschluss.

So sind Eskapist*innen

Die Karriere-Eskapist*innen tarnen sich oft mit den Insignien spiritueller Erlebnisse oder mischen sich unter die Nöte persönlicher Krisen wie der Quarterlife- oder Midlife-Crisis. Sie sagen: “Ich muß einfach neu anfangen!” oder “Ich brauche den radikalen Umbruch!”. Natürlich ist nichts gegen einen Neuanfang auszusetzen, aber tief im Inneren wissen Eskapist*innen, dass sie nicht richtig vorbereitet sind. Hinzu kommt, dass ihre Projektionen auf eine andere Wirklichkeit in Wahrheit die Unlust verdecken, ihre Problemen wirklich zu lösen

Eskapisten-Hashtags

#Neustart
#Flucht
#Ausbrechen

Arbeitsfragen:

  1. Wo habe ich Anteile in mir, die mir sagen: „Flieh’ und lass alles hinter dir!“?
  2. Wie oft träume ich von einer besseren Wirklichkeit und spiele mit dem Gedanken einen radikalen Schnitt zu machen?

Übung Nr. 7: deine Verführungen

Die falschen Karriereheld*innenen repräsentieren – anders als unsere Karriereheld*innen – nicht die Entscheidung zu einer unternehmerischen Tätigkeit, einer sich dem Wissen oder Können verpflichtenden Tätigkeit oder einer selbstständigen Tätigkeit. Auch wenn falsche Karriereheld*innen sich für Unternehmer*innen und Führungskräfte halten, so definieren sie sich doch hauptsächlich über ihre Position, materielle Güter und die Übersteigerung dieser. Natürlich ist nichts Verwerfliches daran, gutes Geld für gute Arbeit zu verdienen und auch eine Beförderung sollte gefeiert werden. Hier geht es uns jedoch um den übertriebenen Fokus auf das Außen.
Workaholics ruhen nicht in sich selbst und lassen zufrieden den Stift fallen, nur der Burnout holt sie vom Schreibtisch weg. Und auch wenn es gut ist, mal ganz weit weg zu fliegen oder dem Impuls zur Eröffnung eines Yoga-Studios nachzugeben, am Ende nimmt man doch immer noch dieselben Probleme mit. Dem muss sich jede*r klar werden, der dieses Yoga-Studio plant. Was bleibt? Ein leeres, schales Gefühl. Man ist geflohen, als Eskapist*in und in einigen Wochen holen einen die alten Probleme wieder ein. Das ist die Wirkung der falschen Karriereheld*innen.

Das Ziel dieser Übung ist es, dir bewusst zu machen für welche Verführungen du empfänglich bist. Indem du deine Schwächen benennst, hast du zukünftig die Wahl, ob du dich von den Anteilen der falschen Karriereheld*innen in dir verführen lässt. Hier die nötigen Schritte:

Schritt 1: Eintauchen

Schau dir die Beschreibungen der falschen Karriereheld*innen noch einmal genau an und überlege, für welche Verführungen du bereits empfänglich warst.

Schritt 2: Deine Hashtags

Wähle die Hashtags aus, die dazu passen und notiere diese auf dem Arbeitsblatt.

Schritt 3: Situation finden

Erläutere, wie die Anteile der falschen Karriereheld*innen in dir wirken. Finde mindestens eine Situation, in der du von falschen Karriereheld*innen beeinflusst warst und beschreibe sie.

Schritt 4: Fragen beantworten

Wie hat es deine Situation beeinflusst? Was ist passiert und wer musste eventuell darunter leiden? Deine Familie, du selbst oder deine Partnerschaften? Formuliere deine Gedanken dazu aus.

Denn innere Stimmen waren früher einmal äußere Stimmen. Gerade in unserer Kindheit waren wir empfänglich für die warnenden Worte unserer Eltern. Diese Empfänglichkeit kann sich auch in späteren Jahren noch fortsetzen.