WOCHE 6: INSPIRATION

Heldenhafte Vorbilder - Thomas Hartwig

Lies dir heute unsere New Work Heroes Geschichten durch – alle Heldinnen und Helden haben ihre ganz eigenen Wege erkundet und Entscheidungen getroffen. Wenn du dich für eine Story und Heldenreise besonders interessierst: der New Work Heroes Podcast hält viele Interviews parat – und fast alle der Vorgestellten sind dabei.

Thomas Hartwig, Gründer von Leogant

 

Mehrmalige Schulabbrüche und die Hauptschule in Bayern ließen nicht viel Hoffnung auf eine erfolgreiche Karriere. Für Thomas Hartwig gab es eine einfache Antwort: die Gastronomie. Mit knapp 18 Jahren beginnt er eine Reise durch die Bars und Kneipenkultur Deutschlands, arbeitet 16 Jahre auf dem Oktoberfest und fühlt sich endlich, außerhalb der schulischen Verpflichtungen, richtig angekommen. Die Liebe zu qualitativ hochwertigen Spirituosen, das Gespräch mit den Gästen, all das fällt ihm viel leichter und birgt mehr Wertschätzung als die ungeliebte Schule. 

Ein Leben hinter der Bar, mit viel Trinkgeld und langen Nächten wird für viele Jahre sein Steckenpferd. Als er 24 wird, wendet sich das Blatt. Er pausiert seine regelmäßigen Barschichten und finanziert sich durch das Oktoberfest doch noch sein Abitur. Irgendwas muss da noch kommen. Was nun begann, ist für ihn rückblickend immer noch der größte wake-up call, den er sich jemals vorstellen konnte. Er fällt durch. Das Abitur, das ihn soviel Arbeit und Geld gekostet hat, wird ein großer Misserfolg: eine Sechs in Chemie, zwei Fünfen in Mathe und Physik und eine anstehende Nachprüfung, die er mit Eins bestehen muss. 

Doch dann das Unfassbare. Er beginnt eine Woche lang zu lernen. Setzt sich das erste Mal hin und merkt wie halbherzig er sonst die Dinge angegangen ist. Was für viele wie eine Unmöglichkeit klingt, wird wahr. Die Nachprüfung besteht er mit einer glatten Eins. Sein spätes Einser-Abitur wird für ihn nicht nur ein Zeugnis sein, sie legt den Grundstein für die grundlegende Beschäftigung mit Naturwissenschaften. Heisenberg und Quantenphysik mit Mitte 20? Yes, please. 

"Wenn du eine Aufgabe hast, die größer ist als du, dann geht dir die Energie nicht aus.”

Thomas, der Reisende

Thomas beglückwünscht sich zu diesem riesigen Erfolg mit einem lang gehegten Wunsch. Er bereist China und trainiert in einer kleinen, privaten Kampfkunstschule in den Wudang-Bergen. Dabei begleitet ihn immer das Geschenk eines Freundes, ein kleines, unscheinbares Buch „Sei sanft und kraftvoll wie das Wasser - Der Weg des Kampfkünstlers“. Er taucht tief in das Kung-Fu Training ab, eine Leidenschaft, die er noch heute betreibt. Das Training schlaucht, die Disziplin dieses durchzuziehen, merkt man ihm heute an.

“Die zusätzlichen 10 Kicks, ich mache sie für keinen anderen. Wenn ich damals die mentale Stärke von heute gehabt hätte, hätte ich ganz andere Ergebnisse erreichen können.”

Auf der Suche nach dem Wasser

Zurück in Deutschland arbeitet Thomas wieder hinter der Bar, lebt von der Gastronomie und wird Teil eines neuen Barkonzepts mit Kollegen. Dann der Faustschlag: er wird entlassen. Pläne sind durchkreuzt und Türen verschließen sich. 

Statt sich sofort einen neuen Job zu suchen, lässt er sich Zeit. Lebt von wenig Hartz4, besucht tagtäglich und für Stunden die Kung-Fu Schule. Sein Trainer nutzt einen Wasserfilter, auf den er nun ständig zugreift. Sein Verhalten zum Element Wasser ändert sich in dieser Zeit massiv: anstelle von dem wenigen Geld knapp zu leben, entscheidet er sich monatlich für das teurere Quellwasser. Die Heilpraktikerausbildung folgt und lässt ihn einen neuen Weg einschlagen.

Was wie eine seltsame Anekdote klingt, wird immer mehr zu einer Leidenschaft. Thomas befindet sich nun offiziell auf die Suche nach dem perfekten Wasserfilter und lässt nicht locker. Eine Branche, die von zwielichtigen Vertriebsleuten geführt wird und mit Firmen, die ihre Produkte oftmals selbst nicht verstehen, weckt in ihm den Unternehmergeist. Geht das nicht anders und vor allem: besser?  Was man hier nicht unterschätzen darf, ist die beharrliche Kompromisslosigkeit mit der er präzise und perfekte Arbeit verlangt. Heutige Lieferanten können ein Lied davon singen. Thomas möchte das Maximale erreichen. Aber was nicht auf dem Markt ist, lässt sich nun einmal nicht finden. Die Konsequenz also: die Suche nach dem Wasserfilter entwickelt sich nun zu einer nervenaufreibenden Produktentwicklung. 

 

Wie alles zusammen kommt

Plötzlich fügt sich alles: das Interesse an der Physik, die Beschäftigung mit dem Kung-Fu, die angefangene Heilpraktikerausbildung, der Wunsch nach bestem Service hinter dem Tresen. Leogant wird gegründet. Aus Leitungswasser Quellwasserqualität herzustellen und sich dem Plastikverbrauch und günstigen Alternativen zu stellen, braucht Mut. Aber: leidenschaftlicher als Thomas über Wasser zu reden ist unmöglich, soviel sei an dieser Stelle einmal gesagt.

“Ich bin kein Verkäufer. Habe ich nie gelernt. Ich mache Dinge, die mich berühren. Und wenn es mich nicht mehr berührt hat, bin ich gegangen. Deshalb habe ich auch mal ein Unternehmen nach einem Monat verlassen.”