Der Ursprung dieses Formats liegt im agilen Produktmanagement, genauer gesagt bei Spotify, Henrik Kniberg veröffentlichte zum ersten Mal im Jahr 2014 etwas dazu. Die Idee war es, Teams eine einfache Möglichkeit zur Selbstreflexion zu geben – über Ampelfarben und offene Gespräche in Retrospektiven. Eine Methode, die ich in meiner Arbeit als Coach und Organisationsentwickler früh übernommen und über die Jahre weiterentwickelt habe.
Und dann, nach vielen praktischen Einsätzen und wertvollen Lessons Learned, war klar: Es braucht ein eigenes, fokussiertes, digitales Werkzeug, das auf den Punkt bringt, wie es dem Team wirklich geht – und zwar ohne Feature Overkill. Gemeinsam mit meinem Entwickler Yury Portnov habe ich genau das gebaut: healthcheck.team – ein schlankes, klares Tool, das echte Einsichten schafft. Ich bin ehrlich stolz auf dieses Tool – weil es Teams ins Gespräch bringt, die Führung stärkt und ganz neue Perspektiven eröffnet. Was erwartet dich in diesem Artikel?
- Wie du den Health Check sinnvoll einführst – ob im Startup oder Großunternehmen.
- Warum gute Vorbereitung mit dem Leadership entscheidend ist.
- Wie du die passenden Metriken auswählst, angepasst an dein Team.
- Wie die Durchführung mit der Ampellogik und offenen Nennungen funktioniert.
- Was Führungskräfte aus den Ergebnissen lernen können.
- Und natürlich: Warum unser Tool healthcheck.team dir genau dabei hilft.
Health Check einführen – vom Startup bis zum Konzern
Egal ob dein Team aus fünf Leuten besteht, die sich täglich über Slack abstimmen, oder ob du mehrere Abteilungen steuerst, die quer über Zeitzonen hinweg miteinander arbeiten – der Health Check funktioniert. Aber: Nur wenn du dieses Werkzeug richtig einführst. Denn das Tool allein macht’s nicht. Es braucht Vertrauen, Kommunikation und Vorbereitung. Vor allem braucht es Führungskräfte, die bereit sind, zuzuhören.
Für Startups und kleine Teams: Schnell starten – aber nicht unvorbereitet
Bei Revard Digital, einem jungen Startup aus dem Bereich Revenue Management für die Hotellerie, haben wir den Health Check von Anfang an eingebaut. Ein kleines, engagiertes Team, flache Hierarchien, kurze Wege – perfekt, könnte man denken. Aber auch hier gilt: Erstmal innehalten. Denn nur weil das Team klein ist, heißt das nicht, dass es keine Spannungen gibt. In kleinen Teams ist alles sichtbar – aber nicht alles wird gesagt. Genau deshalb war es so wichtig, den Check bewusst anzukündigen. Nicht zwischen Tür und Angel. Sondern mit einem klaren: „Wir wollen wissen, wie es euch geht. Und wir meinen das ernst.“
Meine Tipp für kleine Teams:
- Nimm dir Zeit für ein Kick-off-Meeting.
- Erklär die Metriken – oder wählt gemeinsam aus, was für euch relevant ist.
- Lass Raum für ehrliches Feedback – nicht nur Zahlen, sondern auch Worte.
Für größere Unternehmen und Konzerne: Struktur schlägt Tempo
Anders sieht es aus bei Unternehmen wie adidas oder 50Hertz, mit denen ich gearbeitet habe. Hier geht es nicht mehr um „ein Team“ – sondern um Hunderte. Verteilte Teams, unterschiedliche Abteilungen, viele Stakeholder. Und genau deshalb: umso wichtiger, den Health Check richtig zu verankern. Was bedeutet das konkret?
- Leadership Briefing vorab: Ich führe Vorgespräche mit dem Leadership. Wir klären: Welche Metriken passen wirklich? Wo sind offene Baustellen? Welche politischen Dynamiken sind zu beachten?
- Einführung mit Kommunikationsplan: Kein Health Check ohne Plan. Die Teams müssen verstehen: Was passiert mit den Daten? Wer sieht was? Warum ist es anonym?
- Vertrauen ermöglichen: Gerade in Konzernen – wo Hierarchien, Kontrolle und Reporting-Kultur stärker ausgeprägt sind – ist es entscheidend, dass psychologische Sicherheit aufgebaut wird. Nur dann sagen Mitarbeitende ehrlich, was Sache ist.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Bei adidas durfte ich den Team Health Check als Teil im globalen IT-Projekt „Future of IT“ zusammen mit den Global Agile Coaching Team einsetzen – mit verteilten Teams in Herzogenaurach und weltweit. Die Methode half uns, schnell Muster zu erkennen:
- Einige Teams zeigten starke Selbstorganisation und klare Mission – andere kämpften mit Überlastung und fehlender Abstimmung.
- Der Health Check machte sichtbar, wo Führung, Kommunikation und Zielklarheit fehlten – trotz hoher Performance nach außen.
Ohne den strukturierten Blick des Health Checks wären viele dieser Themen sicher im anspruchsvollen Alltag der Teams untergegangen. Eine Quartalsweise Umfrage und anschließende Workshops in den Teams half uns einen zuverlässigen Blick auf die skaliert agile Teamumgebung zu erhalten.
Durchführung: Ampellogik, Zahlen und offene Nennungen richtig lesen
Ein Team Health Check ist keine Excelsheet-Akrobatik. Und schon gar kein Wohlfühl-Report, der oberflächliche Ergebnisse produziert die dann tief in den Ordnern des Sharepoints landen. Es geht um eine ehrliche Standortbestimmung – und darum, zu verstehen, was wirklich hinter den Zahlen steht. Im Tool healthcheck.team arbeiten wir mit einer einfachen Skala von 1 bis 10, die sich als Ampellogik abbildet: Rot steht für akuten Handlungsbedarf, Gelb markiert den Bereich dazwischen – nicht schlecht, aber da ist was, das Aufmerksamkeit braucht. Und Grün? Klar, da läuft’s – oder zumindest scheint es so.
Aber genau hier fängt die Arbeit erst an. Denn eine Durchschnittszahl von 7,8 sagt erstmal wenig. Entscheidend ist, wie das Team darüber spricht – und ob alle mitgemeint sind. In einem Team, in dem acht Leute mit „9“ bewerten, aber zwei eine „3“ vergeben, steckt ein Spannungsfeld, das du nur über Gespräche sichtbar machst. Deshalb ist der Health Check immer auch ein Einstiegspunkt für Reflexion. Und dabei sind die offenen Nennungen das eigentliche Gold.
Unter jeder Metrik können die Teammitglieder anonym aufschreiben, was sie bewegt. Was sie erleben. Wo es klemmt – oder wo etwas richtig gut funktioniert. Hier kommen Sätze wie: „Unsere Meetings laufen gut, aber Konflikte werden nie wirklich angesprochen.“ Oder: „Ich weiß gar nicht, warum wir das tun, was wir tun.“
Diese Einblicke sind wertvoller als jeder Score. Denn sie zeigen das, was in keiner Retrospektive gesagt wurde, aber schon lange im Raum steht. Wichtig dabei: durch die anonyme Umfrage öffnen sich die Teammitglieder und fassen Vertrauen. In der Auswertung nutzen wir Heatmaps und Visualisierungen, die auf einen Blick zeigen, wo die Energie im Team fließt – und wo sie stagniert. Aber das ist kein Reporting-Tool für Führungskräfte, um ein Ranking zu machen. Es ist ein Gesprächsanlass, eine Einladung.
Und der Kontext ist dabei alles. Ein Team, das gerade unter starkem Druck steht, das Teammitglieder verloren hat oder in einem Change-Projekt steckt, wird ganz andere Ergebnisse zeigen als ein eingespieltes Team in ruhigerem Fahrwasser. Hier braucht es Fingerspitzengefühl – und die Bereitschaft, nicht zu vergleichen, sondern zu verstehen.
Was Führungskräfte jetzt mit dem Health Check tun können
Wenn ein Team Health Check eingeführt wird, passiert etwas Spannendes: Schon die Entscheidung, sich die eigene Teamgesundheit regelmäßig anzuschauen, ist ein Zeichen von Reife und Interesse. Es zeigt: Hier will jemand wirklich wissen, wie es uns geht. Und das spüren die Teams.
Aber, wer den Check nur als Kontrolle versteht, verfehlt den Kern. Es geht nicht um Bewertung. Es geht um Beziehung. Ein guter Health Check schafft einen Raum, in dem offen gesprochen werden darf – auch über Dinge, die sonst gerne unter den Tisch fallen: Unsicherheiten, Überlastung, Frust. Und ja, auch Freude, Stolz und Zugehörigkeit. Gerade Führungskräfte, die ihre Teams durch herausfordernde Phasen führen – sei es im Wachstum, in der Transformation oder unter Druck – können den Health Check nutzen, um gezielt in den Dialog zu gehen und Veränderung anzustoßen. Nicht mit der Haltung „Was läuft hier falsch?“, sondern mit der Frage: „Was brauchen wir gerade wirklich?“ Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, das direkt nach der Health Check Auswertung auch vom Team die Freigabe zur Veränderung und für weitere Maßnahmen kommt. Was könnte das sein:
- Ein Team hat einen niedrigen Wert im Bereich Spaß und die Kommentare gehen in Richtung: „Es dreht sich nur um die Budgetkürzungen“ „Wir haben keine Zeit für Spaß“ – eine mögliche Maßnahme kann es sein, zumindest einmal die Woche zum Dialog einzuladen, ein gemeinsames Frühstück zu organisieren und klein anzufangen mit Checkins am Anfang von Meetings, die sich nicht um Todos drehen.
- Ein anderes Team hat Fragezeichen im Bereich Mission und Vision, Kommentare wie: „Ich weiß eigentlich nicht, warum wir machen was wir machen.“ oder „Es würde gut tun, mal über den Tellerrand hinaus zu blicken“ zeigen, das es Handlungsbedarf gibt. Bevor der Golden Circle von Simon Sinek gezückt wird und auf Purpose Quest gegangen wird, täte es dem Leadership gut, sich zu fragen: „Wie könnte uns die Vermittlung unserer langfristige Ziele besser gelingen
Ein starker Moment entsteht, wenn ein:e Teamleiter:in nach der Auswertung sagt: „Danke für eure Ehrlichkeit. Das nehmen wir ernst. Und wir arbeiten damit weiter.“ Diesen Moment zu schaffen – darum geht es.
Und was ich aus all den Projekten gelernt habe?
Teams, denen es gut geht, bleiben gesund, wenn sie sich regelmäßig reflektieren. Genau wie unser Körper braucht auch Zusammenarbeit Aufmerksamkeit, Fürsorge und ab und zu einen ehrlichen Check-up. Ich bin überzeugt: Der Health Check ist nicht nur ein Tool. Es ist ein vollständiger Prozess für die Weiterentwicklung von Teams. Und genau deshalb bin ich so stolz auf das, was wir mit healthcheck.team entwickelt haben.
Ein Werkzeug, das reduziert ist aufs Wesentliche, aber kraftvoll in seiner Wirkung. Ein Tool, das du einsetzen kannst, um Teams sichtbar zu machen – und mit ihnen gemeinsam weiterzugehen. Wenn du mehr erfahren möchtest oder das Tool in deinem Unternehmen einsetzen willst, schreib mir. Ich begleite dich gerne bei der Einführung – oder du startest direkt selbst mit deinem ersten Check.