WOCHE 6: INSPIRATION

Heldenhafte Vorbilder - Sina Trinkwalder

Lies dir heute unsere New Work Heroes Geschichten durch – alle Heldinnen und Helden haben ihre ganz eigenen Wege erkundet und Entscheidungen getroffen. Wenn du dich für eine Story und Heldenreise besonders interessierst: der New Work Heroes Podcast hält viele Interviews parat – und fast alle der Vorgestellten sind dabei.

 

Sina Trinkwalder, die Kämpferin

 

Sina Trinkwalder ist heute erfolgreiche Sozialunternehmerin bei der von ihr gegründeten ökosozialen Textilfirma manomama in Augsburg. Die alleinerziehende Mutter eines 12-jährigen Sohnes führt ein Team aus 150 MitarbeiterInnen, die vom Arbeitsamt aufgegeben und bei manomama als “Familienmitglieder” aufgenommen werden. Wie es dazu kam? 

Mit gerade mal 21 Jahren, kurz nach dem Abitur, gründete Sina mit ihrem damaligen Ehemann zusammen eine Werbeagentur. Während ihre Freund*innen das lockere Studentenleben auskosteten, verbrachte Sina Tag und Nacht am Schreibtisch,  was sich in den nächsten elf Jahren ordentlich auszahlte. Ein großes Auto, mit 25 schon fünf Rolex-Uhren und jeden Abend essen gehen, so beschreibt Sina ihr damaliges Leben im Erfolg, Geld und Spaß. Mit der Geburt ihres Sohnes spürte sie den Wunsch, mit ihrer Arbeit einer gesellschaftlich relevanten Verantwortung nachzugehen. Sie will mehr als das schnelle Business. Sie will verändern und wagt den Sprung in ein neues Kapitel. 

 

Die Gründungsidee ist der Mensch

Sina gründet 2010 manomama mit dem Ziel, Menschen, die keinen Platz auf dem Arbeitsmarkt finden, eine Chance zu geben, den eigenen Erwerb zu erwirtschaften. Denn Teilhabe an unserer Gesellschaft, glaubt Sina, geht nur durch gewürdigte Arbeit. Jung, alt, gehandicapt, mit Migrationshintergrund, ohne Schulabschluss – Sina setzt sich für die Menschen ein, die sie “Familie” nennt und zeigt, dass ihr Prinzip von regionaler Wertschöpfung als Alternativweg funktioniert. Damit konfrontiert sie die Politik, die ihrer Meinung nach komplett versagt und keine Lösung für Menschen aufweist, die es in der freien Wirtschaft nicht geschafft haben. Ein Grund mehr für sie, das Zepter in die eigene Hand zu nehmen.

Für ihren Einsatz des sozialen Miteinanders, ob innerhalb des Unternehmens oder als gesellschaftlicher Beitrag zur Veränderung der Konsumgesellschaft erfährt Sina hohe Anerkennung und Ehrung, wie vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis.

Statt auf Profit und Siegel, baut Sina auf Wertschätzung, Sinn und Sicherheit und das ist auch das Geheimnis ihres Erfolges. Manomama produziert als eine von sehr wenigen deutschen Textilunternehmen ausschließlich ökologisch und im Umkreis von 300 Kilometern von Augsburg. Nichts mit “Made in XYZ”.

Die Energie, die Sina versprüht ist einfach ansteckend und spürbar, wie sie selbst sagt:

"Ich treib' so viel nach vorne. Ich bin ein schnell denkender Mensch, denn ich habe eine Näherei und kein Waschlappenprüflabor.” 

Als Führungskraft zählt sie deshalb ganz und gar auf ihre eigene Kraft und die des Teams. Damit das funktioniert, braucht es einfache, klare und verständliche Prinzipien, basierend auf menschlichen Werten, die Sina festgelegt hat und selbst vorlebt. Entscheidungen werden grundsätzlich gemeinsam getroffen, denn von bekannten Hierarchieebenen hält sie nichts. Einzig in höchster wirtschaftlicher Not nimmt sich die Geschäftsführerin vor, allein zu entscheiden. Bei der Erfolgsgeschichte von Manomama, die auf keinem perfekt durchkalkulierten Businessplan fußt, gab es zwischen Wasserschaden und Finanzierungsproblemen durchaus diesen Momente. Davor scheut sich Sina auch nicht, denn sie weiß, wo ihre Stimme und Kompetenz liegen und gebraucht werden. Sie führt mit und für die Menschen, die sonst niemand haben wollte und konnte mit 100 Prozent Eigenkapital das Unternehmen zu einem Mittelständler entwickeln. 

Die Lebensaufgabe manomama geht weiter und damit der Kampf für das Gute, Wertschätzende und Werthaltige – und das, trotz allem Widerstand der ihr vor allem seitens des Arbeitgeberverbandes entgegenkommt.

Sina bleibt standhaft und redet Klartext, ob zu ihren Mitarbeitenden oder in zukünftigen Terminen mit Politiker*innen, ganz nach ihrem Credo: “Wir können die Welt nicht verändern, aber jeden Tag ein bisschen besser machen.“ 

Passend dazu hat Sina ihr Buch “Wunder muss man selber machen” betitelt. Dort kannst du ihre Geschichte mit allen Hoffnungen, Ängsten, Enttäuschungen und Misserfolgen nachlesen. 

Denn für etwas Gutes einstehen geht mit Rückschlägen einher, nur heißt es dann: Kopf hoch, und weiterführen!